Arzneimittel-Missbrauch

Neben dem Missbrauch von Anabolika, Hormonen, Dopingmitteln besteht für einige ganz normale Arzneimittel ein fließender Übergang zum Missbrauch mit schweren Folgen bis hin zum Organversagen oder Tod. Dies betrifft selbst freiverkäufliche Mittel wie Schmerzmittel und Nasensprays. Wie erkennen Sie Missbrauch und Abhängigkeit und wie kommen Sie da wieder raus? Fließender Übergang von Behandlung zu Missbrauch […]

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Neben dem Missbrauch von Anabolika, Hormonen, Dopingmitteln besteht für einige ganz normale Arzneimittel ein fließender Übergang zum Missbrauch mit schweren Folgen bis hin zum Organversagen oder Tod. Dies betrifft selbst freiverkäufliche Mittel wie Schmerzmittel und Nasensprays. Wie erkennen Sie Missbrauch und Abhängigkeit und wie kommen Sie da wieder raus?

    Fließender Übergang von Behandlung zu Missbrauch

    In Deutschland 2,9 Millionen Fällen von schädlichem und abhängigem Konsum

    • bestimmungsgemäßen Gebrauch, 
    • nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch (Fehlgebrauch), 
    • missbräuchlichen und abhängigen Gebrauch

    Risiko für schwere körperliche und psychische Folgen ist hoch

    Typische Symptome 

    • immer höheren Dosen 
    • spezifischer Hinweise 
    • nicht spezifischer Hinweise 

    Hinweise

    Nicht- spezifische Hinweise für Fehlgebrauch

    • Einnahme trotz geringer bis fehlender Wirksamkeit

    Nicht- spezifische Hinweise für Abhängigkeit

    • Nicht abgesprochene Dosiserhöhungen
    • Drängen auf Dosiserhöhung ohne Verbesserung der Symptome oder trotz Zunahme der Nebenwirkungen
    • Veränderung der verabredeten Einnahmezeitpunkte, eigenständig nach Bedarf
    • Abwehr von Therapieänderungen
    • Wesensveränderungen, Depressivität, Angststörung, Albträumen unter Therapie
    • Missbrauch anderer Substanzen

    Spezifischere Hinweise auf Abhängigkeit

    • Anhaltender Widerstand gegen Änderungen der Medikation trotz Wirkungslosigkeit und/oder Symptomen einer ärztlich unerwünschten psychischen Wirkung (Euphorie, Sedierung, Angstlinderung)
    • Toleranzentwicklung, Dosiserhöhungen oder zunehmend bedarfsgesteuerte Einnahme
      • Bsp. Augen im Hellen unempfindlicher als im Dunkeln
      • Ohren in Discoteque erst laut,dann gedämpft, draußen hört man fast nichts
      • Kann auch bei normalen Arzneimitteln passieren
    • Zwanghafter Gebrauch
    • Nicht-plausibles Horten der Medikamente
    • Verheimlichter/abgestrittener Bezug über weitere Ärzte
    • Häufiger Verlust von Rezepten, Rezeptfälschungen
    • Fordern einer Injektion; Injektion oraler / transdermaler Verabreichungsformen
    • Stehlen / Borgen von psychisch wirksamen Arzneimitteln, wie z.B. Opioiden, Benzodiazepinen
    • Handel der Arzneimitteln mit Dritten
    • körperliches Entzugssyndrom beim Absetzen des Arzneistoffs

    Risikominimierung/Ärzte

    Ärzte 

    • klare Indikation für die Medikamentenverordnung 
    • Dosierung immer wieder überprüfen
    • daran denken, eine Medikamententherapie zu beenden
    • Vorsicht bei Patienten mit vorbestehenden Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen
    • Bei geriatrischen Patienten, insbesondere bei Polymedikation, Benzodiazepine und verwandten Substanzen kritisch überwacht und auf Anzeichen eines schädlichen Gebrauchs oder einer Abhängigkeit geachtet werden <-> Ruhigstellung
    • Bei gesetzlich Krankenversicherten soll bei der Verordnung von Medikamenten mit Abhängigkeitspotential nicht auf Privatrezepte.

    Welche Arzneimittel

    Psychisch aktiv

    • Opioide, Cannabinoide (BtM) / Strafrecht
    • Benzodiazepine und verwandte Substanzen, Gabapentionoide 137
    • Stimulanzien

    Nicht psychisch aktiv

    • Schmerzmittel
    • Nasensprays

    Leistungssteigerung/Hirndoping

    „Hirndoping“ ohne medizinische Notwendigkeit

    verschreibungspflichtige Stoffe, mit denen eigentlich zum Beispiel Depressionen oder Verhaltensstörungen wie ADHS behandelt werden. 

    Lebenszeitprävalenz des Missbrauchs von Stimulantien 

    • 2-5 % bei Jugendlichen (aus 47 empirischen Studien)
    • 5-55% bei Studierenden und 
    • 7-29% bei Erwachsenen

    Jahresprävalenz 

    regel­mäßig also zweimal im Monat und häufiger.

    „kein Massenphänomen“, aber 2% Prozent der Arbeitnehmer nehmen leistungssteigernde Medikamente

    Nutzung umso verbreiteter, je älter die befragten Arbeitnehmer: höchsten Anteil gab es bei 60- bis 65-Jährigen mit 4,4 Prozent.

    Motiv: Ziele besser zu erreichen, Arbeit damit leichter von der Hand

    Langzeitfolgen unklar

    Besser Stressmanagement lernen.

    Schmerzmittel

    Schmerzmittelkonsum der Deutschen unreflektiert 

    • jeder zweite Erwachsene mindestens einmal im Monat rezeptfreie Analgetika, in der Regel ohne ärztlichen Rat. 
    • Knapp 13 Prozent Ibuprofen und Co. auch länger als vier Tage, ohne einen Mediziner zu konsultieren. 

    Sie können, vor allem bei längerfristiger oder hochdosierter Anwendung, zu einer Reihe von Nebenwirkungen führen

    • Gastrointestinaltrakt: Geschwür, Blutung
    • Gerinnungssystem, Herz
    • Nieren, mit Entwässerungsmitteln (Diuretika) und Blutdrucksenkern (ACE-Hemmern) zu akuten Nierenversagen
    • zentralnervöse Symptome wie Schwindel und Übelkeit: Kopfschmerzen bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln
      zu einer Zunahme der Kopfschmerzhäufigkeit und
      Übergang von episodischen zu chronischen Kopfschmerzen führen. 

    Vorbeugung:

    nicht opioiden Analgetika, nicht steroidalen Antirheumatika oder Triptanen

    • möglichst kurzfristige Anwendung 
    • in der niedrigst wirksamen Dosis.
    • nicht häufiger als an 10 Tagen im Monat, sonstzur „Kopfschmerzen durch Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln“

    Die häufige Einnahme von nicht opioiden Analgetika oder nicht steroidalen Antirheumatika orthopädischer, rheumatischer, neurologischer, gynäkologischer Indikation, kann bei Migräne zu einem Anstieg der Kopfschmerzfrequenz führen.

    Schmerzmittel im Profifußball

    Neven Subotic, Bundesligaspieler vom 1. FC Union Berlin (Ex BVB Dortmund, jetzt Türkei)

    “Ibuprofen wird wie Smarties gegessen“ 

    Studie der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland deckt einen alarmierenden Schmerzmittel-Gebrauch in der 1.-3. Liga deutschen Profi-Fußball auf.

    Spieler an ihren Belastungsgrenzen, enge Terminplan lässt nur noch wenig Zeit zur Regeneration.

    Schmerzmitteleinnahme steigt bei Pokalspielen, Quote bei 40 Prozent, deutlich höher als bei anderen Spielen. 

    Auch Frauen; vier von zehn Fußballerinnen Schmerzmittel. 

    In den Junioren-Bundesligen weniger, aber immerhin 14 Prozent.

    Welche Mittel werden eingenommen? 

    • Am häufigsten Ibuprofen
    • danach Diclofenac (Wirkstoff etwa in Voltaren), Paracetamol und Etoricoxib.

    Warum nicht auf die Dopingliste?

    Der Schmerz gehört von jeher zum Sport.

    Wenn dieser zu groß wird, gibt es eine medizinische Indikation. 

    Sportler mit leichten bis mittleren Schmerzen wissen, dass sie sich nicht maximal belasten dürfen – was sie aber müssen, vor allem als Profi.

    Sogar prophylaktisch Um häufiger und intensiver trainieren zu können.

    Dopingmittel nur ein Stoff, der direkt, die Leistung steigert. 

    Die klassischen Schmerzmittel wie Ibuprofen, Voltaren oder auch Aspirin tun das nicht. 

    Morphin-Abkömmlingen haben zusätzlich eine euphorisierende Wirkung und das ist verboten.

    Das Schmerzmittel ist ein Lifestyle-Medikament.

    Schmerzmittel-Missbrauch auch im Breitensport

    Um bessere Leistungen zu erzielen, nehmen auch viele Hobbysportler regelmäßig rezeptfreie Analgetika. 

    Wie Süßigkeiten verteilt mancher Fußballtrainer Schmerzmittel an verletzungsanfällige Spielerinnen und Spieler. 

    Schon Jugendliche übertünchen Schmerzen mit Ibuprofen und Diclofenac, um leistungsfähig zu bleiben. 

    Blick in Online-Chatforen Ähnliche Missbrauchsberichte 

    • Laufsport. Mehr als jeder zweite Marathonläufer vor dem Start Schmerzmittel
    • Radsport, Übermäßiger Schmerzmittelgebrauch ist auch im 
    • Schwimmwettbewerben oder 
    • in Fitnessstudios

    Risiken

    Herz:

    Hunderte Fälle von plötzlichem Herztod auf dem Sportplatz und im Leistungssport könnten mit dem Missbrauch rezeptfreier Analgetika zusammenhängen. 

    • Herzmuseklvergrößerung
    • Virusinfektion
    • Das Risiko durch Ibuprofen +31%, Diclofenac +50% 

    Niere: 

    Ehemalige Fußballprofi Ivan Klasnić , mittlerweile mit seiner dritten Spender-Niere. Verklagte seinen Ex-Verein Werder Bremen sowie die dort für ihn zuständigen Mediziner, die ihn weiter mit Diclofenac behandelten, obwohl sich bereits 2002 eine Nierenerkrankung abzeichnete. 

    Extremes Muskeltraining

    Marathonläufer hätten ein enormes Risiko, weil sie den nötigen Flüssigkeitsbedarf nicht ausreichend decken. Bemerken Nieren-Schädigung erst, wenn schon 50 Prozent ihre Nierenfunktion verloren gegangen sind und das auch nur, wenn ein Arzt rechtzeitig Veränderungen beim Kreatinin-Wert feststellt und die möglichen Folgen richtig vermittelt

    Nasenspray

    Mit 50 Millionen Packungen ist Nasenspray das meistverkaufte Medikament, um eine laufende Nase loszuwerden.

    bis 120.000 Menschen in Deutschland sind betroffen von einer Nasenspray-Abhängigkeit. Sie können nicht mehr frei atmen, ohne Nasentropfen und Co. zu benutzen. Daher nehmen sie das Spray (oder die Tropfen) über Monate oder Jahre ein, steigern die Dosis immer weiter. 

    Im Herbst und Winter, aber auch Frühjahr Allergie haben: 

    • Meerwasser-Nasensprays. 
    • Abschwellende Nasensprays mit Sympathomimetika wie Xylometazolin und Oxymetazolin. Die Wirkstoffe Xylometazolin und Oxymetazolin haben einen abschwellenden Effekt.
      Die Schleimhaut schwillt ab, der Schnupfen klingt ab und die Nase ist wieder frei. 

    Beide 

    • können süchtig machen. 
    • zu chronischem Schnupfen 
    • und weiteren Erkrankungen führen. 

    Absetzen

    • Abschwellende Nasensprays nach einer Woche, spätestens nach zehn Tagen wieder abzusetzen, 
    • Sprays mit Meerwasser länger 

    Nasenschleimhaut gewöhnt sich an das Medikament, es kommt zu einem sogenannten Rebound-Effekt: Bereits kurze Zeit nach der Einnahme lässt die Wirkung des Nasensprays nach. Die Nasenschleimhaut schwillt zwar ab, wird aber schnell wieder dicker – man muss erneut zum Spray greifen, um durchatmen zu können.

    höchstens drei Mal am Tag benutzt werden, 

    Betroffene oft mehr als zehn Mal am Tag, 

    denn die Wirkung lässt immer schneller nach. Die Nasenspraysüchtigen bekommen ohne das Medikament keine Luft mehr beim Sport oder können nicht mehr einschlafen.

    Ein Teufelskreis in der Nasenschleimhaut: Mehr Erkältungen durch Nasenspray

    Die Schleimhaut in der Nase ist durch die chemischen Inhaltsstoffe irgendwann derart gereizt, dass sie extrem trocken wird und leicht blutet. 

    Abwehrfunktion nicht mehr erfüllen: Die Härchen in der Nase und die Schleimhaut 

    immer häufiger krank. 

    heftigen körperlichen Auswirkungen: Das Gewebe in der Nase ist irgendwann so sehr geschädigt, dass sich Bakterien ausbreiten und faulige Substanzen absondern, die einen schlimmen Geruch verströmen. Die Betroffenen riechen dies nicht – ihre Mitmenschen aber sehr wohl. Stinknase genannt (Fachbegriff: Ozäna). 

    Wann liegt eine Nasenspray-Abhängigkeit vor? 

    – Sie nehmen das Mittel schon länger als eine Woche ein.

    – Bereits kurze Zeit nach der Anwendung bekommen Sie wieder schlecht Luft.

    – Die Dosis hat sich im Laufe der Zeit gesteigert.

    – Sie müssen das Präparat vor dem Einschlafen nehmen, sonst können Sie nicht ruhig liegen.

    – In der Handtasche oder in der Hosentasche haben Sie immer ein Spray dabei.

    – Sie sind häufiger krank und eine Erkältung hält länger an.

    – Nasenbluten, trockene Haut in der Nase und ein übler Geruch – Sie nehmen in der letzten 

    Entwöhnung: 5 Tipps, um eine Nasenspray-Sucht loszuwerden

    1. Kalter Entzug

    Benutzen Sie das Nasenspray noch nicht allzu lange, dann können Sie versuchen, es einfach wegzulegen. Am besten werfen Sie alles, was Sie noch besitzen, in den Mülleimer. Durchhalten kostet Willenskraft. Sie werden wahrscheinlich drei Wochen lang eine verstopfte Nase haben und schwer atmen können, aber danach ist es geschafft. 

    Pflegende Salben mit Bepanthol und Inhalationen mit Meerwasser oder Kräutern machen den dreiwöchigen Entzug leichter. 

    Auch Pflegesprays mit natürlichen Inhaltsstoffen tun gut, da die enthaltene Hyaluronsäure viel Wasser bindet und so die Nasenschleimhaut pflegt. Verkrustungen in der Nasenschleimhaut lösen sich, Wunden heilen und mit der Zeit wird die Nase freier.

    2. Kontinuierliches Ausschleichen

    Manche Nasenspraysüchtige greifen immer wieder zum Mittel, da sie es nicht ertragen können, kaum Luft zu bekommen. Für sie eignet sich die Variante, bei der die Nasenspraydosis langsam reduziert wird. Dies ist empfehlenswert für Betroffene, denen ein strikter Entzug zu hart ist. 

    Schrauben Sie ein halbleeres Mittel auf und füllen Sie es mit einem Nasenspray auf Meerwasserdosis auf. 

    Ist die Dose wieder halb leer, füllen Sie es erneut auf. So reduziert sich die chemische Dosis immer weiter. 

    Auch die Anwendung von Kindernasenspray mit abschwellender Wirkung kann eine Möglichkeit sein – es enthält viel weniger Wirkstoffe.

    3. Häufigkeit der Sprühstöße reduzieren

    Haben Sie das Mittel zum Beispiel bisher zehn Mal am Tag genommen, 

    sollten Sie auf acht Mal, sechs Mal, vier Mal verringern – bis Sie es ganz lassen können. 

    Zu dieser Methode gehört aber viel Disziplin, um nicht mehr abhängig zu sein. 

    Unterstützend kann wirken, wenn Sie sich im Kalender jedes Mal notieren, auf welche Dosis Sie reduzieren wollen und sich belohnen, wenn Sie es geschafft haben.

    4. Die Ein-Loch-Therapie

    Sprühen Sie das Medikament nur noch in ein Nasenloch – solange bis Sie das Gefühl haben, durch dieses Nasenloch besser atmen zu können. 

    Dann können Sie auch das zweite Nasenloch weglassen oder hier langsam die Dosis reduzieren.

    5. Entzug mit ärztlicher Betreuung

    Bemerken Sie bei längerer Anwendung schon heftigere körperliche Folgen wie häufiges Nasenbluten, eine geschädigte Schleimhaut, fehlenden Geruchssinn oder ein Loch in der Nasenschneidewand, sollten Sie die Entwöhnung nicht ohne ärztliche Betreuung starten. 

    kortisonhaltiges Nasenspray, diese machen nicht abhängig und bauen die Nasenschleimhaut wieder auf. 

    vergrößerte Nasenmuscheln oder eine eventuell durchlöcherte Nasenschneidewand durch eine Operation korrigiert. Schwellkörper mit einer Lasertherapie verkleinert.

    AbhängigkeitMissbrauchSucht
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